AC Sparta Praha – Bohemians Praha

[inspic=1481,right,fullscreen,thumb] Ein ausgewachsenes Fussballstadion trohnt auf dem Hügel oberhalb der Altstadt von Prag. Die Axa Arena mit echtem Rasen, vier kompletten Tribünen und sogar einem Fan-Shop des hier heimischen AC Sparta. Heute stand das Stadtderby gegen die Bohemians an.

Der tschechische Fussball ist voll von Vereinen mit wechselhafter bis undurchschaubarer Geschichte. So ist auch das Konstrukt der doppelten Bohemians zunächst verwirrend: Nachdem die ursprünglichen, 1905 gegründeten Bohemians im Sommer 2005 in Konkurs gingen, kaufte der Prager Vorort-Club FC Střížkov Praha 9 die Namens- und Logorechte der Bohemians, firmiert seitdem als FK Bohemians Prag und spielt in der ersten, der Gambrinus Liga. Parallel entstand der Verein Bohemians 1905 Prag, gegründet auf Initiative von Fans der Original-Bohemians. Die 1905er-Bohemians führen aktuell die zweite tschechische Liga an. Heute empfängt Sparta also den Bohemians-Namensrechte-Inhaber.

Vor dem Spiel deckten sich die Sympathisanten bei den Sparta-Ultras mit Schals ein, kauften auch im AC-Fanshop ein. Da wurden sie plötzlich von einem der anderen Kunden auf Englisch angesprochen, ob sie nicht schon mal in Coimbra gewesen seien. Ungläubiges Staunen und große Freude, als sich herausstellte, dass man hier in der tschechischen Hauptstadt ein Mitglied der befreundeten Ultras der Mancha Negra von Academica de Coimbra getroffen hat. Gemeinsam zog man weiter zum Ticketschalter, nahm auf der Gegentribüne Platz.

Die Fans von Sparta verteilen sich auf mehrere Blöcke in der Axa Arena. So haben die Ultras ihren eigenen Block im Oberrang hinter einem der Tore, eine weitere Fangruppe steht einige Blöcke weiter. Außerdem sammeln sich Supporter auf Haupt- und Gegengerade – heute abend insgesamt 6264 Zuschauer.
Die Unterstützung für den Bohemians-Namensrechte-Inhaber dabei war erschütternd, die Besetzung der Gästekurve mehr als dünn: Nur eine Handvoll Fans blies nervtötend in mitgebrachte Trompeten, hüllte mangels Menschen einen ganz Block in grün-weißes Tuch.
Zäh dann auch das folgende Spiel, in dem keines der beiden Teams überzeugen konnte. Als schon niemand mehr damit rechnete, machte Sparta das entscheidende Tor zum 1:0-Heimsieg.
Trauriger Höhepunkt der zweiten Halbzeit war dagegen die Aktion der Sparta-Ultras, denen man vor dem Spiel noch Schals abgekauft bzw. getauscht hatte: Sie entfernten die Zaunfahnen der AFC-Sympathisanten von der Tribünen-Balustrade. Immerhin waren sie so fair, die Fahnen nicht zu stehlen, sondern warfen sie den Gästen aus Deutschland in die Arme. Aber so macht man sich keine Freunde.

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