Reinickendorfer Füchse – Tennis Borussia Berlin

Das Stadion der Reinckendorfer Füchse liegt eingeklemmt zwischen Mietshäusern und S-Bahn-Linie im Nordwesten Berlins. Gepflegter Rasen mit einem modernen Stahlzaun drumherum, daneben einige Stufen zum Stehen. Eine Anlage, der jedes Gefühl von Tradition gründlich ausgetrieben wurde.

Weil ein Flutlicht fehlt, wird schon ab halb sechs um den Einzug ins Berliner Pokalfinale gekickt. Die Füchse (Verbandsliga) empfangen den Oberligisten Tennis Borussia Berlin.

Am Eingang wartet das Fuchs-Maskottchen, an der Fuchs-Tränke das große Schultheiss für zwei Euro. Und die Bratwurst für 1,50 Euro. Leider finden nur 496 Zuschauer den Weg hierher, das Wetter (mäßig) und die frühe Anstosszeit werden viele abgehalten haben. Die Eintrittskarten aus der Saison 96/97 erinnern an bessere Zeiten, als die Füchse noch in der Regionalliga Nordost kickten …

In den ersten 15 Minuten hat TeBe das Spiel voll im Griff, schaltet dann aber einen Gang zurück. Trotzdem fallen wie beiläufig zwei Tore, die Veilchen führen nach 30 Minuten nicht unverdient mit 2:0. Erst zum Ende der ersten Hälfte erspielen sich auch die Reinickendorfer ein paar Chancen. Plötzlich ist kein Klassenunterschied mehr zu sehen, und quasi mit dem Halbzeitpfiff schaffen die Füchse den Anschlusstreffer.

Es fängt an zu regnen und will auch so schnell nicht wieder aufhören. Mit Beginn der zweiten Hälfte dreht Reinickendorf auf, hat zwei Riesenchancen zum Ausgleich.

Trotzdem ist der Support ist leider sehr mäßig. Die Tennis-Fans lassen selten etwas von sich hören. Füchse-Fans sind zwar durch ihre Schals zu identifizieren, konsumieren das Spiel aber lieber schweigend. Einzig ein einsamer Supporter auf der Gegengerade brüllt hin und wieder sein „Füchse, Füchse“ ins Rund.

Anders die Lonsdale-Ecke, die zum wiederholten Male die Gäste als „Lila-Weiße Westberliner Sch…“ beschimpft. Einige vorbeigehende TeBeler pöbeln zurück, kassieren prompt eine Bierdusche. Daraufhin versammeln sie sich mit Verstärkung vorm Kurzhaarigen-Block. Der leert sich daraufhin blitzartig, die Jacken-Träger scheinen Schutz bei der versammelten Staatsmacht zu suchen. Komisch nur, als dann noch einer der Sportfreunde vom Stadionsprecher namentlich aufgefordert wird, sich bei seinem Anwalt am Stadioneingang einzufinden. Hat da etwa jemand sein Stadionverbot mißachtet?

Derweil versuchen die Füchse mit letzer Kraft den Ausgleich zu erzielen, treffen sogar noch einmal den Pfosten. Doch die Zeit verrinnt, und immer wieder liegen verletzte TeBe-Spieler im Schlamm. Drei Minuten werden nachgespielt, ohne dass Reinickendorf das Spiel wenigstens noch in die Verlängerung schicken kann. Mit 2:1 zieht Tennis Borussia ins Finale ein.

Am Stadionausgang beäugen Polizisten die abziehenden Fans, verraten im Vorbeigehen, dass sie gleich noch zum anderen Halbfinale Union Berlin – Vbf Hermsdorf fahren. So macht das Team Grün gleich zwei Grounds an einem Abend. Beneidenswert.

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