Wer sich von Berlin Mitte aufmacht nach Südosten Richtung Köpenick, kommt fast zwangsläufig über die Dörpfelderstraße nach Adlershof. Gründerzeithäuser mit Stuckfassaden, eine Straßenbahn, die durch die Straße zuckelt. Und am Ende, kurz vor der Eisenbahnunterführung, der Sportplatz Fritz Lesch. Mein Ziel heute abend, um das Testspiel des Grünauer BC gegen RW Hellersdorf anzusehen. Doch als ich den gepflegten Kunstrasenplatz erreichte, erfuhr ich, daß Hellersdorf den Test abgesagt hatte. So sprang die für Grünau nächst greifbare Mannschaft ein, damit das Spiel pünktlich um 20 Uhr angepfiffen werden konnte: die eigene Zweite.
Die erste Manschaft von Grünau spielt in der Bezirksliga Berlin, steht derzeit auf dem dritten Tabellenplatz. Die zweite Riege ist Tabellenvierter, allerdings zwei Spielklassen tiefer, in der Kreisklasse B. Und so wurde auch das Spiel eine recht eindeutige Angelegenheit für die Bezirksliga-Truppe. Vor etwa sieben Zuschauern mühte sich Grünau II zwar redlich, kassierte aber schon in den ersten 45 Minuten drei Tore. Immerhin konnten sie selbst eines erzielen.
Der Beginn der zweiten Halbzeit plätscherten recht ereignislos dahin, bis schließlich ein Stürmer der Ersten den Ball am reichlich indisponierten Torwart von Grünau II vorbeischob. 4:1. Der Keeper schimpfte wie ein Rohrspatz, was seine Leistung aber nicht im mindesten verbesserte. Stattdessen leistete er sich einen katastrophalen Schnitzer vorm 5:1. Daß er danach wutentbrannt gegen seinen Torpfosten trat, mag ihm nicht nur weh getan haben, sondern schien auch das Tor zumindest kurzzeitig zu beeindrucken. Im weiteren Spielverlauf rettete es den jeweils schon geschlagenen Keeper vor weiteren Gegentoren, indem es tapfer Pfosten oder Latte in die Ballflugbahn hielt. Oder lag es vielleicht doch nur am lässigen Spiel von Grünau I, deren Spieler sich den Ball vorm gegnerischen Tor nahezu unbedrängt zuspielen konnten?
Ganz selten verschaffte sich die Kreisliga-Mannschaft Entlastung, indem sie – überwiegend über die rechte Seite – angriff. Einer dieser seltenen Vorstöße schaffte es sogar bis an die Strafraumgrenze, ein Spieler von Grünau II nahm eine Flanke volley und schoß den Ball unhaltbar ins Toreck. Nur noch 5:2.
Doch das Zwischenhoch dauerte nicht lange. Als der rechte Verteidiger der Zweiten mit einer Oberschenkelverletzung vom Platz mußte, rief dessen Trainer quer über den Platz zum Coach der Ersten, ob er noch einen Spieler für ihn habe. Klar, daß da ausgeholfen wurde. Vor weiteren Gegentoren konnte aber auch der unverhoffte Neuzugang aus der Bezirksligamannschaft die Zweite nicht bewahren. So fielen noch die Tore zum 6:2 und 7:2. Als sich noch ein weiterer Spieler von Grünau II verletzte, flehte der Trainer schließlich sein Gegenüber an, er möge doch nicht so dolle machen, sonst „habe ich nächste Woche niemanden mehr zum Trainieren“. Da hatte letztlich auch der Schiri ein Einsehen und pfiff die Partie pünktlich ab.
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