AEK Athen – Atromitos Athen

Zweite Liga gegen erste Liga – in der zweiten Runde des griechischen Pokals kam es zum Athener Lokalderby zwischen A.E.K. und Atromitos. Mit einer durchaus beeindruckenden Vorstellung des vermeintlichen Underdogs.
Die Fans von A.E.K. Athen hatten zuletzt einiges auszuhalten. Vor zwei Jahren der erstmalige Abstieg aus der ersten Liga mit anschließender Insolvenz und Neubeginn in Liga Drei. Zudem war das heimische Nikos-Goumas-Stadion 1999 bei einem Erdbeben so stark beschädigt worden, dass es schließlich abgerissen wurde und A.E.K. seit 2004 im riesigen Olympiastadion spielt, das für die Olympischen Spiele 2004 umgebaut worden war.

Inzwischen scheint A.E.K. jedoch auf dem besten Wege zurück in die Erstklassigkeit zu sein, führt die Tabelle der zweiten Liga nach neun Spieltagen ungeschlagen an. Und auch ein neues, eigenes Stadion scheint endlich wieder in Sicht, Ende 2016 soll es fertig gestellt werden.
Die Sehnsucht des Vereins nach der neuen Heimat ist verständlich angesichts der derzeitigen Spielstätte. Das Olympiastadion liegt im Olympia-Sportkomplex „Spyros Louis“ von Athen. Weitläufige Parkplätze umgeben die Arena, Stahlzäune bestimmen das Bild. Die Anlage wirkt trostlos, es fehlt ein gewachsener Stadtteil in der Nähe, in dem eine Taverne zum Treffen vor dem Spiel einladen würde. Stattdessen rauscht auf der nahen Autobahn der Verkehr vorbei. Nur einige fliegende Händler mit Fan-Schals, Fahnen und Souvlaki-Spießen vom Grill versuchten ihre Ware unters Volk zu bringen.
So reisten die Fans von A.E.K. vor dem Spiel gegen Atromitos per Metro, Moped oder Auto an und verschwanden sofort im Inneren des riesigen Stadions. Fast 70000 Menschen finden hier Platz unter einem beeindruckenden Dach. Das wird getragen von zwei gigantischen Stahlbögen, die sich über Haupt- bzw. Gegentribüne spannen. Hoch aufragende Masten hinter den Kurven halten die Konstruktion zusätzlich mit Stahlseilen.

Die Tribünen sind unterteilt in einen Ober- und einen Unterrang, bieten ausschließlich Sitzplätze. In den Kurven sind zwei große Videowände installiert. Rund um den Platz zieht sich eine Laufbahn, ein tiefer, mit Stacheldraht bewehrter Graben sorgt für zusätzliche Distanz zu dem Geschehen auf dem Platz.
Während sich der Himmel hinter der Haupttribüne in der untergehenden Sonne rot färbte, flammten die Flutlichter auf, die wie die Perlen an der Kette am Tribünendach aufgereiht sind.
Die Eintrittskarte für das Pokalderby hatte man vorab online kaufen können – als E-Ticket direkt aufs Handy geliefert, bezahlt per Paypal. Beim Betreten des Stadions wurde schnell klar, warum im Online-Shop keinerlei Plätze für die Oberränge zu erhalten waren: sie waren heute schlicht geschlossen. Auch die angeblich nahezu ausverkauften Unterränge erwiesen sich als lediglich zur Hälfte gefüllt. Offenbar hatten es viele Kartenbesitzer vorgezogen, das Spiel vorm heimischen Fernseher zu verfolgen. Bei Temperaturen knapp über null Grad durchaus nachzuvollziehen.
Viele der Fans im Stadion wechselten denn auch fröhlich zwischen den Blöcken hin und her. A.E.K.-Fans, wohlgemerkt, denn Auswärtsfans von Atromitos waren zu der Begegnung offenbar nicht zugelassen worden.
Dicht gefüllt war lediglich die Nordkurve, also die Blöcke 1 und 35, in denen sich die A.E.K.-Ultras sammelten. Schon eine Stunde vor Spielbeginn zündeten sie immer wieder Böller und brannten Pyros ab. Beim Einlaufen der Mannschaften glich die Kurve dann einem Flammenmeer und auch auf der Gegentribüne wurden Böller und Pyros gezündet.

Derart befeuert von der Stimmung legte A.E.K. gleich stark los und kam nach einem katastrophalen Fehler des Atromitos-Keepers blitzschnell zum 1:0 (5.). Auch das 2:0 (30.) fiel mit freundlicher Unterstützung des Gästetorhüters. Hatte er sich von den A.E.K.-Ultras beeindrucken lassen, die hinter ihm einen stimmgewaltigen Dauersupport hinlegten, untermalt durch immer neue Böller und Pyros?
Die Stimmung bei den A.E.K.-Fans war jedenfalls bestens, auch die gesamte Gegentribüne feuerte lautstark ihre Mannschaft an, sang oft im Wechsel mit den Ultras in der Kurve. Nachdem A.E.K. auch noch das 3:0 gelungen war (58.), beteiligten sich gar einige der Fans auf der sehr dünn besetzten Haupttribüne an den Gesängen.
Das, was die Zuschauer auf dem Platz geboten bekamen, war zumindest aus A.E.K.-Sicht absolut begeisternd. Der Zweitligist schnürte den aktuellen Tabellenneunten der ersten Liga zeitweise am eigenen Strafraum ein, gewann nahezu jeden Zweikampf und ließ auf der anderen Seite keinerlei gefährliche Aktionen zu. Atromitos, das nach einer glatten roten Karte (45.) zudem nur noch zu zehnt weiterspielte, konnte einem angesichts dieser Übermacht schon fast leid tun.
Die A.E.K.-Fans wird das nicht interessiert haben, sie feierten ihr Team bis zum Abpfiff für eine starke Leistung. Dann machten sie sich schnell auf den Heimweg, mit Moped, Metro oder Auto.