Pokalspiel am Dienstagabend – auf einem Nebenplatz des Poststadions tritt der Berliner Landsligist SC Union 06 gegen die eine Klasse tiefer spielenden 1. FC Schöneberg an.
Der SC Union steht im Mittelfeld der Landesliga, während die Schöneberger Tabellenführer in der 2. Abteilung der Bezirksliga sind. Doch nicht der Klassenunterschied stand bei diesem Pokalduell im Mittelpunkt, sondern der Schiedsrichter.
Der Kunstrasenplatz am Poststadion hat nicht viel zu bieten: ein paar Stufen zum Stehen, eine Traverse zum Anlehnen. Nicht mal überdachte Trainerbänke gibt es hier, die Ersatzspieler und Betreuer müssen auf Holzbänken Platz nehmen, die in Toren stehen.
Das Flutlicht ist schummrig und an den Rändern ist der Platz für die Zuschauer recht dunkel – in Hälfte Eins vor allem im Bereich des Tors der Heimmannschaft. Vielleicht wirkte die Dunkelheit so einschläfernd auf die Abwehr des SC Union, dass sie sich schon kurz nach Anpfiff gleich zwei Mal bezwingen ließ. Nach nur neun Minuten stand es bereits 0:2.
Was dann folgte, war der erste große Auftritt des Schiedsrichters. Schöneberg griff an, spielte den Ball in die Spitze – der Linienrichter zeigte Abseits an, und die Union-Spieler riefen es ebenfalls. Die angreifenden Spieler hielten inne, erwarteten den Pfiff des Schiedsrichters, doch der kam nicht. Dann eben nicht, dachten sich die Schöneberger Stürmer da und setzen den Ball völlig freistehend zum 0:3 in die Maschen – der Schiri gab den Treffer (15.).
Die Union-Spieler stürmten auf den Mann in Gelb ein und reklamierten, Ersatzspieler und Trainer des SC schimpften und wiesen darauf hin, dass doch sogar der Linienrichter das Abseits angezeigt habe. Doch der Schiedsrichter blieb bei seiner Entscheidung.
Fortan wurde das Spiel immer mehr zur Show des Mannes in Gelb. Im weiteren Verlauf der Halbzeit gab er sich extrem kleinlich und übte sich in großen Posen. Als etwa ein Ball in Richtung Seitenlinie trudelte und vom Trainer der Heimmannschaft gestoppt wurde, kurz bevor er komplett die Linie ins Aus überquert hatte, stürmte er auf den Verantwortlichen zu, belehrte ihn und gab einen Schiedsrichterball.
Später dann zog er Gelb gegen einen Spieler von Union, der seinen eigenen Mitspieler beleidigt haben soll. Direkt im Anschluss führte der Union-Torhüter einen Abstoß aus, wurde aber vom Schiri zurückgepfiffen, weil er den Ball noch nicht freigegeben hatte. Also ließ er den Abstoß nochmals wiederholen. Zwischendurch nahm er sich zudem immer wieder einzelne Spieler zur Brust und erklärte ihnen, wie sich zu verhalten haben.
Fussball gespielt wurde dann auch noch ein wenig. Kurz vor der Pause gelang Schöneberg noch das 4:0. Damit ging es in die Pause.
In Halbzeit Zwei zeigte sich Schöneberg deutlich weniger offensiv, doch Union brauchte bis zur 58. Minute, bis man das erste mal aufs Tor schoss. Auch verteidigte Union nun deutlich besser. Trotzdem fing man sich mit der ersten Schöneberger Chance im zweiten Durchgang das 0:5 (77.).
Kurz vor Schluss gelang dem SC Union immerhin noch etwas Ergebniskosmetik, man traf zum 1:5 (84.). Und im letzten Angriff des Spiels setzte der SC den Ball sogar noch mal auf die Latte. Am Pokalaus gegen den unterklassigen Verein änderte das freilich nichts mehr.
Die größten Buhmänner des Abends, der Schiedsrichter mit seinen Assistenten, verließen derweil nach dem Abpfiff schnell den Platz.