[inspic=2132,right,fullscreen,thumb] Die „Cercle Brugge Koninklijke Sportvereniging“ spielt gegen „Sporting Lokeren Oost-Vlaanderen“ – und keiner geht hin? Diesen Eindruck könnte der Sympathisant gewinnen, wenn er sich zum Genuss zweier Jupilers an der „Stadion-Frituur“ niederlässt.
Obwohl das Stadion in Sichtweite ist, kommen nur ein paar Familien mit Schals vorbei, hier mal ein einzelnes Trikot, da mal ein Fan. Aber Horden fußballverrückter Belgier, marodierende Hools, Fahnen wedelnde Ultras oder wenigstens lautstarke Altfans – alles sucht der Fußballtourist vergebens. Vielleicht an der falschen Ecke gesessen. Ähnlich unaufgeregt wie der Anmarsch verläuft dann auch das für zehn Euro (Sitzplatz) sehr günstige Erstliga-Vergnügen in der Jupiler Pro League.
Cercle ist ein Verein mit viel Tradition und wenig aktuellem Erfolg. Drei Meisterschaften und ein Pokalsieg in den 20/30er Jahren, 1985 noch ein Pokalerfolg, das war’s. Und Jan Breydel war ein Führer des aufständischen Brügge im 14. Jahrhundert gegen den Franzmann.
Ähnlich müssen sich die Anhänger des kleinen Brügger Vereins vorkommen. Allein der Fancontainer macht klar, wer in der Stadt das Sagen hat. Während der FC Brügge einen schicken, modernen Shop mit aktuell üblichem Merchandise von A bis Z vor den Stadiontoren vorweist, muss der Cercle-Fan mit einem klitzekleinen Container vorlieb nehmen, wo es ein paar Schals, die Trikots und andere Kleinigkeiten gibt. Und auch in der reinen Anzahl können die Grün-Schwarzen nicht mit dem Blau-Weiß-Schwarzen Stadtrivalen mithalten. Aber immerhin kommen offizielle 6137 Anhänger zum Duell zweier Mittelfeld-Mannschaften – darunter auch vielleicht so 300 Anhänger der Ost-Flandern – die isoliert auf der Torgeraden genau gegenüber den Hardcore-Fans der Gastgeber sitzen.
Das Spiel plätschert recht mühsam dahin. Bier gibt es vor dem Fanblock im Unterrang genau bis Anpfiff, es ist nicht erlaubt, es mit auf die Tribüne zu nehmen. Der Bierstand öffnet erst nach Abpfiff wieder, dafür ist es möglich, sich hinter die Haupttribüne zu begeben, dort Kaltschalen in rauen Mengen weg zu hauen. Sei’s drum, Sicherheitsmaßnahmen, unsinnig wie überall. Dafür gibt es Fritten in erklecklicher Auswahl – mit noch mehr Saucen, sicherlich gerade für Vegetarier ein Vorteil. Das Stadion ist ein enges und reines, dafür aber eben vergleichsweise leer. Die Fans sind jung und verdammt ultra – was sich aber insgesamt mit fremdem Ohr recht lustig anhört, das witzige Mischmasch aus Französisch und Niederländisch/Flämisch.
Noch watt? Ach ja, Fußball: Das Spiel ist ziemlich mühsam, eigentlich hat Brügge mehr vom Spiel, doch die Freunde in hässlich weiß-gelb-schwarz schießen aus unersichtlichem Grund das 1:0 (Leko, 28. Minute). In der zweiten Halbzeit ist Cercle gnadenlos überlegen, kricht aber die Kugel nicht über die Torlinie. Es braucht 50 Minuten, eher die Kugel per direktem Freistoß durch Einwechselspieler Reynaldo dann doch drin ist, ein verdienter Punkt. Der übrigens eine Stunde später mit einem apokalytischen Wolkenbruch „belohnt“ wird, der sich gewaschen hat…
Vorher war aber noch Zeit, die Bierbons einzulösen, denn nach dem Spiel macht die Getränkebutze doch tatsächlich noch mal für ein halbes Stündchen auf. Und das soll das Land der Biere sein?
[mygal=brueggelokeren28082010]