Westfalia Herne – TSG Sprockhövel

[inspic=1959,right,fullscreen,thumb] Geballte westdeutsche Fussballtradition auf der einen Seite. Auf der anderen Sprockhövel – das klingt für Altonaer wie der provinzielle kleine Bruder von Wanne-Eickel.

Wer einmal die Gelegenheit hat, ein Fussballspiel in Herne zu besuchen, sollte sich etwas Zeit vorm Anpfiff mitbringen. Nicht gleich hinein ins Stadion am Schloß Strünkede gehen, sondern zunächst eine Runde durch den angrenzenden Park gehen. An den Wiesen entlang, den See passierend, bis man das erste Kassenhäuschen des traditionsreichen Fussballtempels erreicht. Das duckt sich, blau gestrichen, an einen ansteigenden Hang, der zur Kurve der Gästefans hinauf führt.
Doch Gästefans sind hier heute nicht zu sehen, die Kassen sind geschlossen. So geht man weiter am Fuße des Hanges um das Stadion herum und erreicht schließlich die Kassen für die Stehplatzränge. Auch hier geht es eine Anhöhe hinauf, dann blickt man in das weite Rund des Stadions.
Graue Betonstufen ziehen sich durch Kurven und Gegengerade, darauf in Westfalia-Blau gestrichene Wellenbrecher. Selbst die Zäune zum Spielfeld strahlen im Blau. Überdacht ist nur die Tribüne auf der Hauptgeraden. Hier sitzen eine Reihe Zuschauer im Schatten, außerdem hampelt eine kleine Gruppe Ultras fahnenschwenkend, singend und klatschend in einer Ecke herum.
Auf den Stehplätzen dagegen regiert Fantradition. Klassische Anfeuerungsrufe, herrliches Gemecker der Herner. Daneben Fans mit einer großen Pauke und einer womöglich direkt aus den 70er Jahren entsprungenen Dreiklang-Fanfare – die Fans der TSG Sprockhövel! Da sage noch einer, die hätten keine Tradition.
Schon ist man in Gespräche verwickelt, unterhält sich über Fussball, Fussballtradition und das harte Los des unterklassigen Fan-Daseins. Genießt die Atmosphäre eines alten Stadions, die keine moderne Fussballarena jemals ersetzen kann. Freut sich über den netten Service in Bierbude (denkmalgeschützt!) und Fan-Shop. Erstklassige Fussballkultur.
Auf dem Rasen dagegen fünftklassiger Fussball ohne Höhepunkte. So endet das letzte Spiel der NRW-Tour 0:0.
[mygal=hernesprockhoevel18042010]