BFC Südring – Tasmania Gropiusstadt 73

[inspic=1841,right,fullscreen,thumb] Das Stadion an der Lobeckstraße im Norden von Kreuzberg. Hier erinnern die nahen Hochhäuser an Bilder aus Nordkorea, die rote Backstein-Kirche vis-a-vis hingegen könnte auch in der brandenburgischen Provinz stehen. Sonnenuntergang. Das Nachholspiel des BFC Südring gegen Tasmania Gropiusstadt wird angepfiffen.

Die Partie der 3. Abteilung der Berliner Bezirksliga (8. Liga) an diesem Dienstagabend zog erstaunlich viele Fans vor allem des Auswärtsteams an. Darunter einige ältere Herren, die Tasmania vermutlich schon die Daumen drückten, als der Verein noch als Tasmania 1900 Berlin im Jahr 1965/66 erstklassig spielte – und als bislang schlechtestes Team in die Bundesliga-Geschichte einging. 1973 folgte die Insolvenz, der Nachfolge-Verein Tasmania 73 Neukölln nahm 2000 seinen neuen Sponsor, eine Wohnungsbaugesellschaft, mit in den Vereinsnamen auf. Derzeit schauen die Tas-Fans jedoch wieder nach oben. Ihr Verein führt souverän die Tabelle an und scheint den Aufstieg in die Landesliga schon sicher zu haben.
Eine Fledermaus flatterte über den Platz, während die Mannschaften in den ersten Spielminuten auf dem Kunstrasen nach dem Spielrhythmus suchten. Der Tag war angenehm warm gewesen, doch kaum verschwand die Sonne hinter den Betonburgen der Stadt, macht sich eisige März-Kälte breit. Auf den Rängen, die Platz für 3000 Zuschauer bieten sollen, ging die Sammelbüchse zugunsten der Jugendabteilung des BFC Südring herum. Man hat von den etwa 50 Zuschauern zuvor keinen Eintritt kassiert.
Von Tasmanias Dominanz in der Liga war zunächst nichts zu sehen, doch in der 27. Minute erzielten die Blau-Weißen recht unvermittelt das 1:0, bestraften einen Abwehrfehler des BFC. Offenbar der nötige Weckruf, denn schon vier Minuten später nagelte ein Tasmane den Ball aus 11 Metern per Volley zum 2:0 ins gegnerische Tor.
Frust bei Südring, dessen Spieler nun laufend beim Schiri reklamierten, Freistöße forderten, die stattdessen der Gegner bekam. Prompt fällt aus einer solchen Freistoß-Situation das 0:3 aus Südring-Sicht (40.).
Trotzdem gibt sich der BFC zunächst nicht geschlagen, greift zu Beginn der zweiten Hälfte mutig an. Trifft nach zwei Minuten sogar den Tas-Pfosten. Es bleibt zunächst bei dem Versuch, stattdessen schiebt kurz darauf ein Tasmane den Ball aus 8 Metern zum 4:0 am Torwart vorbei (55.).
Nun ist richtig was los auf dem Platz, während das Publikum am Spielfeldrand bibbert: Südring schüttelt sich, greift sich ein Herz und trifft aus 25 Metern zum 1:4 (60.). Tasmania stürmt weiter, Flanke von links, Schuss aus 16 Metern – 5:1 (71.).
Die frierenden Zuschauer stehen nun auf, tippeln frierend an den Traversen, eine Maus flitzt über die kalten Betonplatten. Doch keiner will vor dem Abpfiff gehen, denn Tas wirbelte weiter: Das 6:1 in der 75. Minute, drei Minuten später sauste der Ball nach einem Freistoß nur 5 cm übers Südring-Tor.
War es das schon? Nein, in der 86. Minute diese kuriose Situation: Ein verzweifelter Südring-Verteidiger sucht kurz vorm eigenen Strafraum eine Anspielstation, um den Ball möglichst weit weg vom eigenen Kasten zu befördern. Während er noch überlegt, wohin das Gerät zu schießen sei, naht ein Tas-Angreifer – und in höchster Not kloppt der BFCer den Ball weg, direkt vor die Füße eines Gegners! Ein Querpass zum Mitspieler, der nun völlig allein vorm Südring-Keeper steht, dann ein Lupfer, und der Ball senkt sich zum 1:7 über den bedauernswerten Schlussmann.
Zum Trost nageln seine Vorderleute den Tasmanen noch das 2:7 in die Maschen (90.), dann hat auch der Schiri genug und pfeift superpünktlich ab.
Blitzschnell verkrümeln sich die durchgefrorenen Zuschauer, verschwinden in den finsteren Häuserschluchten der Hauptstadt. Bloß weg ins Warme.

[mygal=suedringtasmania]