Titanen-Abschied in der Allianz-Arena. Die deutsche Nationalelf und der FC Bayern schickten Oliver Kahn in den Ruhestand. Das Spiel war dabei – wenig überraschend – völlig nebensächlich.
Bloß nicht weh tun: Vor 65000 Zuschauern in der ausverkauften Arena schoben sich die Spieler den Ball zu, achteten darauf, nur ja keinen der Beteiligten all zu schlecht aussehen zu lassen. Vor allem nicht die Hauptperson im Tor der Bayern. Einen ersten Schuss auf den Kasten vom Anstosspunkt hielt der scheidende Keeper souverän fest. Und auch die folgenden Torschüsse waren dankbare Beute. Da musste schon Breno mit einem Eigentor nachhelfen, um Oliver Kahn in seinem letzten Spiel für die Bayern zu überwinden. Letzterer nahm’s offenbar gelassen, hätte unter anderen Umständen wohl mindestens eine Kung-Fu-Einlage mit anschließendem Fang-Biß in den Hals hingelegt.
Auch die Fans der Heimmanschaft zeigten sich zunächst noch gutgelaunt, skandierten: „Deutschland, wir hören nichts!“ Und mangels Fan-Unterstützung für die Nationalelf blieb es auch tatsächlich weiter still. Mit zunehmender Langeweile auf dem Rasen besann man sich anderer Feinbilder, beschimpfte zunächst Jens Lehmann als A…loch, was der Stadionsprecher mit der verzweifelten Bitte konterte, sowas doch am heutigen Tage zu unterlassen. Es sei doch „ein Tag der Versöhnung“.
Die Bayern-Fans suchten sich prompt ein anderes Feinbild, schmähten fortan den Lokalrivalen 1860. Weil aber so ein netter Kick versöhnlich ausgehen muss, traf der FC Bayern noch zum 1:1-Ausgleich, woraufhin das Fussballspielen nahezu gänzlich eingestellt wurde.
Als endlich die 75. Spielminute erreicht war, durfte Kahn unter dem Jubel des wieder aufgewachten Publikums eine Ehrenrunde drehen (musikalische Untermalung: das unvermeidliche „Time to say Good-bye“). Die neue Nummer Eins im Bayern-Tor Michael Rensing nahm den Platz des Titanen ein, für ein paar Minuten eierten die Spieler beider Teams noch durchs Mittelfeld. Dann war endlich Schluss mit Tschüßsagen.
[mygal=abschiedkahn]